Der Hohlenstein mit dem Hohlenstein-Stadel, der kleinen Scheuer und der Bärenhöhle
Im Hohlenstein-Stadel im Lonetal wurde mit dem Löwenmensch die älteste Tier-Mensch-Figur der Welt gefunden. Dieses einmalige Kunstwerk ist heute im Original im Ulmer Museum zu finden. Der Hohlenstein besteht aus 2 Höhlen, dem Hohlenstein-Stadel und der Bärenhöhle. Zwischen diesen beiden Höhlen gibt es noch einen kleinen Felsvorsprung, die kleine Scheuer. Die drei kleinen Höhlen liegen unmittelbar nebeneinander in einem mächtigen Jurafelsen. Der Löwenmensch wurde im Hohlenstein-Stadel gefunden, dieser Teil der Höhle ist heute mit einem Gitter gesichert. Die Bärenhöhle bekam ihren Namen aufgrund der zahlreichen Knochenfunde von Höhlenbären. Auch die Bärenhöhle ist heute vergittert, das Gitter gilt hier auch dem Schutz von Fledermäusen, die die Höhle als Rückzugsgebiet nutzen.
Entdeckung und Archäologie
Die ersten Forschungen im Hohlenstein unternahm der frühere Pfarrer Oskar Fraas bereit im Jahre 1861. Seine Aufmerksamkeit galt zunächst den Überresten von Höhlenbären. Seine Ausbeute war bemerkenswert, er förderte 88 Schädel und über 10.000 Knochenteile zutage. Erst später, bei weiteren Ausgrabungen im Jahre 1866, erkannte Fraas die Bedeutung der gefundenen Feuersteinstücke - sie waren Werkzeuge urgeschichtlicher Menschen im Lonetal.
1939, kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges, fanden unter der Leitung des Tübinger Urgeschichtsforschers Robert Wetzel Ausgrabungen am Hohlenstein im Lonetal statt. Aufgrund der dramatischen Ereignisse mußten die Ausgrabungen jedoch abgebrochen werden. Am 25. August jedoch, dem letzten Grabungstag, barg der Grabungsleiter vor Ort Otto Völzing zahlreiche Bruchstücke von Mammutelfenbein.
Die Funde wurden nach dem Krieg von Robert Wetzel an das Ulmer Museum übergeben. Erst 30 Jahre nach ihrem Fund wurden die Stücke vom Archäologen Joachim Hahn wiederentdeckt. Er bemerket Schnitzspuren und fügte aus über 200 Einzelteilen eine bruchstückhafte Figur zusammen. Es vergingen fast weitere 20 Jahre bis die Figur in ihrer jetzigen Form restauriert wurde.
Über verschieden Radiokarbondatierungen an Tierknochen aus der Umgebung der Fundstelle konnte das Alter der Figur auf ca. 32.000 Jahre bestimmt werden. Der Löwenmensch ist damit die älteste bekannte Tier-Mensch-Figur und eines der ältesten Kunstwerke überhaupt. Nach dem Krieg nahm Robert Wetzel seine Grabungstätigkeiten 1954 wieder auf, bis diese durch seinen frühen Tod im Jahre 1961 ein abruptes Ende fanden.
2010 und 2011 wurden unter Leitung von Claus-Joachim Kind vom Landesamt für Denkmalpflege die Spuren der letzten Abbaumeter der Grabungen des Jahres 1939 wiedergefunden. Dabei wurden zusätzliche Teile der Figur gefunden, die daraufhin neu zusammengestzt wurde und nun im Ulmer Museum im Original zu bestaunen ist.
Außer dem Löwenmenschen wurden im Hohlenstein noch andere spektakuläre Funde, wie der Oberschenkelknochen eines Neandertalers (einer der ganz seltenen Skelettreste dieser Spezies aus Süddeutschland), die Bestattung der Köpfe von drei gewaltsam zu Tode gekommenen Personen (Mann, Frau & Kind) aus der Mittelsteinzeit (7. Jahrtausend v.Chr.) sowie die sog. "Knochentrümmerstätte" aus der Jungsteinzeit um 4000 v.Chr. ausgegraben. In dieser Grube am Höhleneingang fanden sich über 1000 Skelettteile von mind. 54 Menschen. Früher als Beleg für Kannibalismus interpretiert, ist man heute aufgrund moderner Untersuchungen der Meinung, es mit einer Sekundärbestattung zu tun zu haben. Alle diese Funde sind heute ebenfalls im Ulmer Museum zu sehen.
Anfahrt und Aktivitäten
Der Hohlenstein befindet sich in der Nähe von Asselfingen und ist nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Sofern Sie mit dem Auto anreisen können Sie Ihr Fahrzeug am Wanderparkplatz bei der Vogelherdhöhle (zwischen Oberstotzingen und Bissingen) oder am Parkplatz zwischen Öllingen und Bissingen direkt im Lonetal abstellen. Von dort erreichen Sie die Höhle zu Fuß in knapp 30 Minuten. Alternativ können Sie Ihr Fahrzeug auch im Waldparkplatz bei Lindenau abstellen und von dort aus ins Lonetal wandern. Am Wanderweg im Lonetal finden Sie auf Höhe der Felsen ein Schild mit der Aufschrift "Bärenhöhle", die ca. 200 Meter vom eigentlichen Wanderweg entfernt ist. Die Hohlenstein-Höhlen lassen sich hervorragend mit einem Aufenthalt in der nahegelegenen HöhlenErlebnbnisWelt oder dem Archäopark Vogelherd verbinden. Besonders schön ist auch eine Lonetalhöhlentour, bei der Sie Vogelherdhöhle, den Hohlenstein und die Bocksteinhöhle, zu Fuß, am besten auf dem Neandertalerweg oder mit dem Fahrrad, erkunden.
Bocksteinhöhle
Funde aus der Bocksteinhöhle lassen sich auf 50.000 bis 70.000 Jahre zurückdatieren, die Bocksteinhöhle gilt damit als ältester Siedlungskomplex des Neandertalers in Süddeutschland.
Hohlenstein
Im Hohlenstein-Stadel im Lonetal wurde mit dem Löwenmensch die älteste Tier-Mensch-Figur der Welt gefunden.
Vogelherdhöhle
Weltberühmt wurde die Vogelherdhöhle bereits 1932 durch den Fund von 11 Figuren aus Mammutelfenbein, die mit einem geschätzten Alter von 32.000 Jahren zu den ältesten Kunstwerken der Welt gehören.
Fohlenhaus
Das Fohlenhaus ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Radfahrer. Der Wanderweg vom Salzbühl ins Fohlenhaus ist mit der schönste und landschaftlich reizvollste Abschnitt des Lonetals.
Haldensteinhöhle
Die Haldensteinhöhle liegt am Ostrand von Urspring nur etwa 100 Meter vom Lonequelltopf entfernt.
Charlottenhöhle
Mit 587 Metern ist die Charlottenhöhle eine der längsten Schauhöhlen Süddeutschlands und die längste begehbare Tropfsteinhöhle der Schwäbischen Alb.
Neandertalerweg
Die Vogelherdhöhle, der Hohlenstein und die Bocksteinhöhle sind die Fundorte der ältesten figürlichen Kunstwerke der Menschheit. Der Neandertalerweg führt Sie zu diesen herausragenden archäologoischen Fundstätten und ist ideal mit einem Besuch des Archäoparks zu verbinden.
Archäopark Vogelherd
Der Archäopark Vogelherd umrahmt die Vogelherdhöhle und ist dabei der einzige Platz in unserer Region, an dem der Höhlenfundort und die Präsentation der Funde vereint sind.
HöhlenErlebnisWelt
Die HöhlenErlebnisWelt erwartet die Besucher mit einem vielfältigen Angebot: Bestaunen Sie die Charlottenhöhle - mit 587 m eine der längsten begehbaren Schauhöhlen Süddeutschlands. Im HöhlenSchauLand verspricht die Erlebnisausstellung „Faszination Höhle.Mensch.Natur“ eine Wissensvermittlung rund um die Erdgeschichte auf unterhaltsame Weise.
Eiszeitkunst
Bei Ausgrabungen in den Lonetalhöhlen wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrere kleine, meist vollplastische Elfenbeinfiguren entdeckt. Die mit Steingeräten aus Mammutstoßzähnen geschnitzten Plastiken sind die weltweit ältesten Belege beweglicher Kunst.
Löwenmensch
Die meisterhaft aus dem Stoßzahn eines Mammuts geschnitzte, weltweit einzigartige Figur verbindet tierische mit menschlichen Attributen und gibt uns einen faszinierenden Einblick in das komplexe Weltbild unserer frühesten Vorfahren.
Ausgrabungen im Lonetal
Die archäologische Erforschung des Lonetals verlief in mehreren Phasen, immer geprägt von jeweils aktuellen Theorien und Wissenschaftsverständnissen.
Die Mammutjäger vom Lonetal
Lange bevor der moderne Mensch auf der Bildfläche erschien, lebten Neandertaler vor 50.000-70.000 Jahren rund um die Höhlen des Lonetals.
Die Schamanin vom Lonetal
Sie war die Heilerin und Seherin und damit das wichtigste Stammesmitglied der Menschen im Lonetal vor 40.000 Jahren.
Tiere der Eiszeit
Fundstücke aus dem Lonetal geben einen eindrucksvollen Einblick in die Lebensweise der damaligen Menschen und die damals lebende Tierwelt. Mammut, Wollnashorn, Höhlenlöwe und Riesenhirsch lebten damals im Lonetal und waren ständige Wegbegleiter der frühen Menschen.