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Die Elfenbeinfiguren vom Vogelherd

Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Lonetal durch die Entdeckung von 11 kleinen Elfenbeinfiguren in der Vogelherdhöhle in Fachkreisen weltbekannt. Die Sammlung wurde 2006 durch den Fund des vollständig erhaltenen "Mammuts vom Vogelherd" komplettiert.



Oskar Fraas

Die ursprüngliche Grabung 1931

Im Mai 1931 führte ein Dachs den Heimatforscher Hermann Mohn zum Eingang der damals noch unbekannten Vogelherdhöhle. Der Dachs hatte kleine steinzeitliche Feuersteinstückchen aus dem Erdreich an die Oberfläche geschaffen. Mohn erkannte diese und informierte den Urgeschichtler Dr. Gustav Riek von der Universität Tübingen, der bereits am 5. Juli 1931 mit den Ausgrabungen an der Vogelherdhöhle begann. Diese Ausgrabungen förderten 11 aus Mammutelfenbein geschnitzte Tierplastiken zu Tage - ein sensationeller Fund, denn aus ihrer Entstehungszeit vor 30.000-40.000 Jahren waren bislang nur Gebrauchsgegenstände wie z.B. Speerspitzen und Keile bekannt gewesen. Zusammen mit den Kleinkunstwerken aus dem Geißenklösterle im Achtal stellen die Figuren die ältesten datierten Kunsterzeugnisse dar. Die Figuren wurden an derselben Stelle aber in zwei unterschiedlichen Grabungsschichten entdeckt. Dies bedeutet, daß sie zeitlich Jahrzehnte wenn nicht gar Jahrhunderte voneinander getrennt sind. Warum die Fundstücke vor über 30.000 Jahren an derselben Stelle zurückgelassen wurden, läßt sich heute nur noch erahnen, vielleicht hatte die Vogelherdhöhle für die damaligen Menschen eine besondere mystische oder religiöse Bedeutung. Die untere Grabungsschicht förderte insgesamt sechs Figuren zu Tage: Zwei Mammute, ein Wildpferd, ein Rentier, einen Bären und eine Raubkatze, die von Gustav Riek zunächst als Panther, später aber als Höhlenlöwe identifiziert wurde. Zu den prachtvollsten Stücken gehört eine 5cm große Mammutfigur, die mit fast allen Körperteilen des Mammuts nachgebildet wurde. Auffallend sind jedoch die fehlenden Stoßzähne sowie die X-Zeichen, die an Schulter, Kopf, Lenden, Bauch und Schwanzwurzel eingekerbt wurden. Neben dem Mammut kann das 4,8 cm große Pferdchen als das Meisterstück des Vogelherds bezeichnet werden. Mit seinem gebogenen Hals und seinen runden Formen wirkt es außerordentlich elegant und spiegelt eindrucksvoll die handwerklichen Fertigkeiten der frühen Menschen wider. Zu den in der oberen Grabungsschicht gefunden Plastiken zählen ein Mammut, ein Bison, vermutlich ein Höhlenlöwe sowie eine weitere Figur, die eine menschliche Gestalt darstellen könnte. Keiner Schicht zugeordnet werden konnte der Kopf eines Höhlenlöwen.



Das Mammut vom Vogelherd

Nachgrabung im Abraum 2005-2012

Ausgrabungen im Abraum der Riekschen Grabung am Vogelherd unter Leitung von Nicholas Conard brachten fünf neuen Figuren aus der Eiszeit zutage. Besonders spektakulär ist das 3,7 cm lange und 7,5 Gramm schwere "Mammut vom Vogelherd" - der ersten vollständigen Elfenbeinfigur von der Schwäbischen Alb. Die weiteren Figuren waren ein gut erhaltener Teil eines Löwen, ein Bruchstück eines zweiten Mammuts sowie Reste zweier noch nicht identifizierter Darstellungen.



Archäopark Vogelherd

Ausstellung im Archäopark Vogelherd

Der Archäopark Vogelherd umrahmt die Vogelherdhöhle und ist dabei der einzige Platz in unserer Region, an dem der Höhlenfundort und die Präsentation der Funde vereint sind. Halbrund konzipiert und unter einem Graswall versteckt fügt sich das Infozentrum des Archäopark Vogelherd in die Landschaft ein. Einzig der Eingang sowie der Zugang zum Parkcafé am Vogelherd bieten eine Öffnung in diesen Wall. Die gesamte Front zum Innenhof ist verglast und bietet aus jeder Position eine freie Sicht auf den Hügel des Vogelherds. Zwei originale Fundstücke aus dem Vogelherd, das Mammut und der Höhlenlöwe, werden in der Schatzkammer des Archäopark Vogelherd präsentiert. Jeweils in einer Vitrine stehen sie zentral im Raum, so dass man sie von allen Seiten betrachten kann. Ein Film, über den Arbeitsprozess vom Rohstück bis zur fertigen Figur, untermalt die Stimmung (Foto: Guido Serino).



FUNDHÖHLEN

Bocksteinhöhle

Funde aus der Bocksteinhöhle lassen sich auf 50.000 bis 70.000 Jahre zurückdatieren, die Bocksteinhöhle gilt damit als ältester Siedlungskomplex des Neandertalers in Süddeutschland.

FUNDHÖHLEN

Hohlenstein

Im Hohlenstein-Stadel im Lonetal wurde mit dem Löwenmensch die älteste Tier-Mensch-Figur der Welt gefunden.

FUNDHÖHLEN

Vogelherdhöhle

Weltberühmt wurde die Vogelherdhöhle bereits 1932 durch den Fund von 11 Figuren aus Mammutelfenbein, die mit einem geschätzten Alter von 32.000 Jahren zu den ältesten Kunstwerken der Welt gehören.

ENTDECKEN

Archäopark

Der Archäopark Vogelherd umrahmt die Vogelherdhöhle und ist dabei der einzige Platz in unserer Region, an dem der Höhlenfundort und die Präsentation der Funde vereint sind.

ENTDECKEN

Museum Ulm

Im Museum Ulm hat der Löwenmensch aus dem Lonetal eine neue Heimat gefunden. Besuchen Sie das Original in Ulm.

WANDERN

Neandertalerweg

Die Vogelherdhöhle, der Hohlenstein und die Bocksteinhöhle sind die Fundorte der ältesten figürlichen Kunstwerke der Menschheit. Der Neandertalerweg führt Sie zu diesen herausragenden archäologoischen Fundstätten und ist ideal mit einem Besuch des Archäoparks zu verbinden.

WELTERBE

Eiszeitkunst

Bei Ausgrabungen in den Lonetalhöhlen wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrere kleine, meist vollplastische Elfenbeinfiguren entdeckt. Die mit Steingeräten aus Mammutstoßzähnen geschnitzten Plastiken sind die weltweit ältesten Belege beweglicher Kunst.

WELTERBE

Löwenmensch

Die meisterhaft aus dem Stoßzahn eines Mammuts geschnitzte, weltweit einzigartige Figur verbindet tierische mit menschlichen Attributen und gibt uns einen faszinierenden Einblick in das komplexe Weltbild unserer frühesten Vorfahren.

WELTERBE

Ausgrabungen im Lonetal

Die archäologische Erforschung des Lonetals verlief in mehreren Phasen, immer geprägt von jeweils aktuellen Theorien und Wissenschaftsverständnissen.

GESCHICHTE

Die Mammutjäger vom Lonetal

Lange bevor der moderne Mensch auf der Bildfläche erschien, lebten Neandertaler vor 50.000-70.000 Jahren rund um die Höhlen des Lonetals.

GESCHICHTE

Die Schamanin vom Lonetal

Sie war die Heilerin und Seherin und damit das wichtigste Stammesmitglied der Menschen im Lonetal vor 40.000 Jahren.

GESCHICHTE

Tiere der Eiszeit

Fundstücke aus dem Lonetal geben einen eindrucksvollen Einblick in die Lebensweise der damaligen Menschen und die damals lebende Tierwelt. Mammut, Wollnashorn, Höhlenlöwe und Riesenhirsch lebten damals im Lonetal und waren ständige Wegbegleiter der frühen Menschen.